Der Global Creative Director for Color bei Wella Professionals über britische und deutsche Friseure
Anlässlich des Wella ITVA 2016 in Barcelona haben wir Josh Wood zu einem kurzen Interview getroffen…
Was ist Ihr Favorit – Avantgarde oder tragbare Looks?
Was ich persönlich besonders liebe, sind sehr, sehr einfach aussehende Looks, die nicht einfach zu kreieren, sondern die besonders, anders, sind. Ich mag Farben, die tragbar und schön sind, aber auf ihre Art ausgefallen. Auch wenn ich mit natürlichen Tönen arbeite, möchte ich, dass die Haarfarbe speziell auf die Person abgestimmt ist. Die Avantgarde ist manchmal richtig aufregend und toll, aber ich bevorzuge moderne Looks mit Understatement, die dennoch außergewöhnlich sind.
Wie sehen Sie die Friseurbranche in Deutschland?
Sie meinen als Beruf, also was ich über die deutschen Friseure denke? Ich denke, sie sind die am besten ausgebildeten Friseure weltweit. Die Disziplin, die die deutsche Friseure an den Tag legen, ist unglaublich. Und aus Deutschland stammen extrem viele Produkte. Wenn es etwas gibt – mit Ausnahme der extrem talentierten deutschen Friseure – dann würde ich sagen, ich würde gern etwas mehr ‚Ausdruck – Expression’ in ihren Arbeiten sehen. Wie gesagt, deutsche Friseure sind weltweit am besten trainiert und ausgebildet.
Aber wir in Deutschland sind immer der Meinung, dass die britischen Friseure die besten sind…
Wir sind einfach expressiver. In London haben wir ein extrem internationales Klientel. Wir arbeiten mit chinesischem Haar, mit indischem…diese Vielfalt zwingt uns dazu, einfallsreich zu sein. Man muss auf das, was man vor sich auf dem Friseurstuhl an Haar hat, reagieren. Dazu kommt, dass die meisten deutschen Frauen blond sein wollen. Das schränkt natürlich die ganze Kreativität aus visionärer Seite ein.
Die britischen Frauen haben aber auch ein anderes Verhältnis zum Friseur. Sie gehen jede Woche zum Friseur, lieben ihre Blow-Dry Bars…Die deutsche Frau hingegen, überlegt genau, wann sie den nächsten Salonbesuch macht…
Ich denke, das ist keine Frage des Einkommens. Als ich in den späten 90ern in New York gearbeitet habe, war ich überrascht, wie intensiv die Amerikanerinnen ihr Haar gepflegt haben. Zu der Zeit haben die Britinnen ihr Haar ein Mal pro Woche gewaschen. Wir Briten hatten noch nicht einmal eine Maniküre. Heute ist die britische Frau enorm gepflegt.
Aber ich denke, dass die Endverbrauchermedien einen großen Anteil daran haben. Wir haben Kunden, die jeden Tag zum Friseur gehen – wirklich jeden Tag! Für mich wäre das langweilig. Ich denke, das ist eine Frage der Einstellung und nicht des Einkommens. Man bekommt Waschen-Föhnen ja schon für 10 Euro. Es ist wirklich eine Frage der Einstellung.
Deutsche Friseure sagen ihren Kundinnen, dass sie alle 6 oder 8 Wochen zum Friseur kommen sollen. Das wurde dem Friseur so antrainiert und genau so trainiert der Friseur seinen Salongast – und zwar, wenn man es so betrachtet, nicht wiederzukommen. In London geht es nicht darum, sondern um den Look des Moments.
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