Seine Posts auf Facebook inspirieren tausende von Follower und seine gezeigten Techniken beeindrucken auch andere Profis. Claus Hochreuter, Wella Top Akteur und Saloninhaber, weiß wie man die Sozialen Medien richtig nutzt.
Hintergrund:
Als ich 1984 die Ausbildung zum Friseur in einer Kleinstadt begann, war es mehr als schwierig an Trendinformationen zu kommen – außer dem, was schon auf den Straßen lief. Die wenigen TV Sender hatten ein äußerst geringes Interesse an Fashion. Man konnte sich an den aktuellen Musikvideos orientieren, Modemagazine wie Vogue zeigten gerade mal den “now” Stand. Um mich fachlich weiterzubilden, fuhr ich regelmäßig nach Darmstadt ins Wellastudio. Aber irgendwie war ich nie wirklich gesättigt an Informationen…ich wollte mehr…weitere Ausblicke auf das, was kommen würde! Heute in der digitalen Welt, ist weit mehr möglich als ich je für möglich gehalten hätte und ich genieße die enorme Vielfalt der Kommunikation.
Auf was kommt es im Speziellen an?
Authentizität und grenzenlose Fantasie. Meine Lieblings-App zum Trendstream Research ist Pinterest, ich nutze diese App sehr vielseitig – auch im Salon mit meinen Kunden bei der Beratung. Die enorme Flut an Moodboards, die täglich auf Pinterest gestellt werden, bietet eine sehr gute Übersicht, womit sich die Menschen gerade global beschäftigen und sind gleichzeitig für den Kreativen eine überwältigende Inspiration. Die mit Pinterest erstellten Moodboards, die ich mit meinen Kunden erarbeite, dienen mir dann als Collagematerial für die Inspirationsboards, die ich bei Social Media verwende. Mit Werble mache ich kleine GIFs, bringe Lebendigkeit in die Moods. Mit Pixomatic kann ich surreale Visuelle bauen (man hat ja manchmal Dinge im Kopf, die gibt es noch gar nicht!) und mit iMovie kann ich dann kurze Trailer zu bestimmten Trends erarbeiten, die in HD eine außergewöhnliche Hochwertigkeit besitzen.
Wieviel Zeit sollte man investieren?
Da es einfach Spaß macht, schaut man nicht wirklich auf die Uhr. Ich liebe die Möglichkeiten, meine kreativen Bilder im Kopf für andere Menschen visuell darzustellen. Das passiert mal in einer Kaffeepause oder im Hotel, wenn ich beruflich auf Reisen bin oder einfach entspannt am Abend. Der Zeitaufwand liegt zwischen 15 min für eine Collage und 1-2 Stunden für einen Mood Trailer.
Inwiefern spielen Soziale Medien im Hinblick auf den Karriereerfolg eine Rolle?
Über Facebook und Instagram verbinden sich bspw. viele Teilnehmer meiner Color Design Workshops mit mir und ich kann diese über die Veranstaltung hinaus unterstützen. Besonders intensiv gestaltet sich das auch mit Kollegen aus entfernten Ländern wie den USA, CEEMEA oder Asien. Mit Ihnen stehe ich in ständiger Kommunikation zum Thema Trends, Produktneuheiten oder Problemlösungen bei Coloration. Via Social Media Messenger oder via Videokonferenz geht das schnell und unkompliziert. Da ich durch meine Arbeit bei der Fashion Week auch jede Menge Designer in den letzten 13 Jahren kennengelernt habe und mit Ihnen auf SoMe verbunden bin, kann ich auf ihren Seiten sehen, woran sie gerade arbeiten, was sie inspiriert und schon einen Sneak Preview auf ihre neuen Kreationen werfen. Vor zwei Jahren bspw. kontaktierte mich ein befreundeter Designer mit der Idee, Abendkleider nach meinen Haircolor Moodboards zu kreieren. Da wurde mir bewusst, wie sichtbar meine Ideen sind. Eine persönliche digitale Entwicklung, die meine Karriere als Kreateur enorm veränderte und mich als Coloristen populärer gemacht hat, als ich es mir je hätte vorstellen können. Zudem kam ich dank meiner Social Aktivitäten auch in die neue „Wella Hairdresser Influencer Gruppe“. Da bekommt man früh Einblicke in die aktuellen Innovationen und testet diese auch als Erster. Diese Gruppe erstellt How to Videos, Experten Q&As – und kreiert gleichzeitig diverse Looks und Posts, die dann auf unseren eigenen aber auch den Wella Kanälen gespielt werden. Das ist ein win win für beide Seiten und generiert dann ja auch wieder mehr Content für andere Friseure und Konsumentinnen. In diesem Zusammenhang hatte ich auch die Möglichkeit mit dem revolutionären System namens Revelation™ zu arbeiten. Mithilfe dieses Systems kreierte ich meine Ideen für neue Nuancen virtuell am Bildschirm und aus dieser Simulation wiederum stellten die Ingenieure dann direkt das entsprechende Produkt her. Dabei hatte ich mein absolutes digitales Highlight: ich saß auf meiner Terrasse und stöberte bei Pinterest nach neuen Inspirationen, stieß auf ein Photo von einer Tür im Shabby Chic, die mit einer kreidigen Farblasur gestrichen war. Diese Nuancierung hat mich so gefesselt, dass ich sofort ein passendes Moodboard baute und in unsere SoMe Gruppe zu diesem Projekt stellte. Sofort stieß diese Nuance bei allen im Team auf Begeisterung und mit Revelation™ hatten unsere Ingenieure 6 Wochen später exakt die Nuance in Tuben abgefüllt zum Austesten an Probanden vorgelegt! Die digitale Transportation: von einer Idee auf meiner Terrasse zu einem neuen Produkt Shade – Einfach toll!
Ihr schönstes Feedback auf einen Post war?
Man hat unzählige wunderbare Erlebnisse auf Social Media! Kürzlich hatte eine Bekannte aus Orlando, Florida, einen Termin bei ihrem Coloristen vor Ort. Die beiden bezogen mich in die Beratung virtuell ein und ich gab die Rezepturen von einem Parkplatz in Stuttgart via facebook messenger direkt in den Salon nach Orlando. Ein Team-Creating über weiteste Entfernung! Ich konnte mir dann das tolle Resultat gleich anschauen… Undenkbar noch vor ein paar Jahren.
Vor einer großen Show in Kuwait wollte ein dort ansässiger befreundeter Colorist eine meiner Designs von meinem Instagram umsetzen und sendete mir die Model Photos. Ich gab ihm meine Rezeptur und Produktvorschläge durch und konnte mir 4 Stunden später seine Interpretation via livestream anschauen.
Tipps für digitale Starter…
Ein Trend Thema, das einen selbst optimal anspricht auswählen.
Moodbilder zu diesem Thema sammeln z.B. Bei Pinterest.
Bilder von Kundinnen (am besten nur Detail-Ausschnitte Haare ohne Gesicht der Kundin)
Dazu mit einer Collage App eine schöne Collage aus den Pinterest Bildern und den Haaren bauen und passend zu dem inspirationsthema mit mit Namen versehen.
Posten z.B. bei Instagram mit zum Thema passenden #hashtags versehen.
Hashtags leiten User, die an dem selben Thema interessiert sind, auf die eigenen Beiträge.
Wenn man da sicher ist, an die etwas aufwändigeren Apps gehen wie Werble (Photos Animationen) und iMovie ( Trailer zu den Moods) gehen.
Es spricht nichts gegen kleine private Einblicke, somit bleibt man ein menschliches Wesen in der digitalen Welt, aber nicht zu privat und nach dem Motto “weniger ist mehr”!