Das neue Koleston Perfect ist Wellas größter Farblaunch seit 20 Jahren – Ein Blick hinter die Kulissen mit Dr. Stefan Fiedler.
Das Projekt brauchte 7 Jahre Forschung und unzählige Live-Tests, um Wellas beste Farbe im Markt noch besser zu machen. Maßgebliche Figur im Entwickungsteam: Dr. Stefan Fiedler, Director Research & Development. Estetica traf ihn auf eine Sneak-Peek Farb-Reise im irischen Dublin zum Interview.
Wie bist du zu Wella beziehungsweise zur Kosmetik allgemein gekommen?
Ich bin von Haus aus Chemiker und habe in der organischen Chemie promoviert. Zunächst bin ich zu P&G gegangen und habe dort 11 Jahre lang in der Pampers Produktforschung gearbeitet. Irgendwann kam der Wunsch in mir auf, wieder mehr zu meinen fachlichen Wurzeln zurück zu kehren – wenn auch nicht unbedingt zur klassischen Chemie. Die Kosmetikindustrie hat mich schon immer gereizt und als 2006 dann das Angebot von Wella kam, habe ich nicht lange gezögert und bin direkt im Bereich Haarfarben eingestiegen.
Dein Arbeitsalltag, wie sieht der aus, wenn du nicht, wie gerade mit uns hier in Dublin auf Reisen bist und das Produkt neuester Forschungsergebnisse präsentierst?
Ich bin in der Forschung und Entwicklung für die Unternehmenskommunikation zuständig. Als wir unser großes Farbprojekt angegangen sind, haben wir erst einmal festgelegt, wie solch ein Produktscope aussehen soll, das bedeutet, in welchem Aufgabenrahmen wir ein Produkt kreieren. Wir haben ein Team von Formulierern, wie wir sie nennen, das sind wissenschaftliche Mitarbeiter im Labor und je nach Größe des Projektes sind das 5-15 Leute. Zusammen haben wir definiert, in welche Richtung wir gehen wollen – ob wir uns zunächst auf die Produktmasse konzentrieren oder auf die Nuancierung setzen. Nuancierung ist ein ganz großes Thema bei uns. Das heißt, wir haben uns zusammen mit Marketing, Friseuren, Education Team und verschiedensten Quellen hingesetzt und um zu erfahren, wie denn solch eine Produktpalette aussehen soll. Dann suchen wir nach Benchmarks: Wenn wir an 30 Nuancen denken, dann sollen diese bestimmte Tiefen abdecken von dunkelbraun bis hellblond und anschließend in die verschiedenen Farbrichtungen gehen, je nachdem, was gewünscht ist: asch, goldblond, goldbraun usw. Im Anschluss versuchen wir die Töne so zu definieren, dass es für uns in einer Rezeptur enden kann.
Du arbeitest also sehr viel mit dem Education und Marketing Team zusammen?
Das ist richtig. Denn wir können im Labor alles Erdenkliche entwickeln. Wir wollen aber das kreieren, was der Markt braucht. Das können sowohl neue Nuancen als auch eine Verbesserung einer bestehenden Nuance oder Rezeptur sein, je nachdem, was gewünscht und gebraucht wird. Für uns ist es wichtig, dass wir das Ziel ganz klar gesteckt haben, dass wir ein Benchmark haben, an das wir uns halten können und genau wissen, was wir nicht überschreiten dürfen. Natürlich gibt es da noch – wir befinden uns ja im Jahr 2018 – die Computersimulation. Die Chemie hinter diesen Farbstoffen ist relativ simpel, diese ist 100 Jahre alt und auch deren Zusammensetzung ist nicht besonders komplex. Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir mit dem Haar als Material arbeiten, was sehr variabel ist und deswegen erhalten wir durch Computersimulation eine gewisse Grundidee. Das Feintuning bzw. der richtige Längen-Spitzen-Ausgleich läuft dann wirklich noch über eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft. Man braucht einfach Leute, die viel Erfahrung haben und wissen, dass der und der Farbstoff zum Beispiel in den Spitzen absackt.
Lass uns über die neuste Innovation von Wella Professionals sprechen: das neue Koleston Perfect. Was macht die Haarfarbe so besonders?
Mit dem neuen Koleston Perfect gelingt Wella Professionals erneut ein Geniestreich, der den Friseurmarkt revolutionieren wird. Zum einen erzielt das neue Koleston Perfect dank der einzigartigen Pure-Balance-Technologie nicht nur gleichmäßige Farbergebnisse und garantiert weniger Haarschäden bei jeder Farbanwendung* . Mit Pure-Balance haben wir einen Weg gefunden, Farbergebnisse vorhersehbar zu machen. Zum anderen, galten die beiden Farbmoleküle PPD und PTD bei der Herstellung von Haarfarbe in der Branche bisher als unverzichtbar. Die Inhaltstoffe können jedoch durch Reaktion mit dem menschlichen Immunsystem Allergien auslösen. Als Erster und Einziger in der Friseurbranche hat Wella die Farbmoleküle PPD und PTD jetzt vollständig durch das patentierte Farbmolekül ME+ ersetzt. ME+ reduziert das Risiko neue Allergien gegen Haarfarbe zu entwickeln** und das ganz ohne auf satte und natürliche Farbergebnisse zu verzichten.
Mit der neuen Haarfarbe sollt ihr in erster Linie die sogenannten Kombo-Färberinnen ansprechen. Damit meint Ihr die Kundin, die ihr Haar sowohl im Salon als auch bei sich zuhause färbt: Was sind die Folgen fürs Haar, wenn man immer wieder zwischen DIY-Produkten aus der Drogerie und Friseur wechselt?
Das kommt jetzt drauf an, wie dramatisch die Veränderung ist, die sich die Kundin zuhause selbst zugefügt hat. Wenn sie sich ihr Haar aufgehellt oder eine Dauerwelle daheim gemacht hat, dann würde ich doch in Zukunft dringend davon abraten, da das Haar wirklich starke Schäden nehmen kann. Oftmals ist auch die Farbe dann nicht die gewünschte und wenn man beispielsweise eine Blondierung nicht richtig anwendet, kann es zu Haarbruch führen. Grundsätzlich würde ich empfehlen, immer zum Friseur zu gehen – besonders, wenn man von dunkel auf blond gehen will oder auch wieder zurück. Der Friseur kann einschätzen, was machbar und sinnvoll ist, ohne das Haar übermäßig zu strapazieren.
Schaust du dir als Chemiker auch die Zusammensetzung der erwähnten DIY-Produkte an?
Natürlich schauen wir uns die an, mein Team und ich sind aber nur für das Wella Professionals Farbportfolio verantwortlich. Deshalb liegt unser Fokus primär auf salonexklusiven Produkten. Allgemein kann man sagen, dass es natürlich Schnittstellen gibt. Die Chemie hinter den Haarfarben ist letztendlich die gleiche, nur die Anwendung ist anders. Das Paket muss auch anders kombiniert sein, damit die Kundin ihr Produkt daheim anwenden kann. Manchmal ist es sogar etwas schwieriger, ein Produkt für den Drogeriemarkt zu entwickeln, weil das Produkt ja nicht von einem Profi angewendet wird.
Woran arbeitet Ihr als Nächstes? Ihr habt ja gerade ein großes Projekt abgeschlossen.
Das war ja nur ein Teilprojekt, (lacht)! So viel kann ich verraten: Mit Me+ haben wir in Zukunft auf jeden Fall noch Großes vor.
Bei der Entwicklung von Neuprodukten, ist da die Zusammenarbeit mit dem Friseur eher Fluch oder eher Segen?
Ganz ehrlich, ein absoluter Segen. Das spiegelt uns relativ schnell die Realität wider. Es ist manchmal etwas schwierig, das auszubalancieren, weil wir auch gern mal mit ‚wilden’ Ideen kommen, die dem Salonalltag noch nicht unbedingt standhalten können. Und manchmal ist es schwierig für die Friseure zu verstehen, ob es funktioniert oder nicht, weil sie das natürlich gleich im Aspekt des Alltags im Salon sehen. Aber nach einer Weile spielt sich die Zusammenarbeit ein und dann sind Friseure superwertvolle Partner, weil sie uns sehr direktes Feedback geben – speziell aus der Sichtweise heraus, dass sie später damit arbeiten müssen. Wenn wir ein Signal bekommen, dass wir in die richtige Richtung gehen, dann wissen wir ganz sicher, dass wir in die richtige Richtung „entwickeln“. Es gab zwischendrin viele ‚Tränen’ und lebendige Diskussionen, das gebe ich zu, aber durch die enge Zusammenarbeit haben wir sichergestellt, dass das Produkt wirklich funktioniert.
Es gibt in der pflegenden Kosmetik den Trend der Minimierung der Inhaltsstoffe. Ist das auch eine Überlegung, die Ihr im Bereich Profihaarprodukte habt?
Die Thematik ist uns natürlich nicht entgangen und ich kann sagen, ja, es ist ein Thema und wir arbeiten daran, da was zu bringen. Es ist allerdings noch etwas zu früh, dazu etwas zu verraten.
Andere Länder, andere Haare: Wenn Ihr eine neue Coloration entwickelt – entwickelt Ihr sie dann zuerst fürs europäische Haar beziehungsweise wie macht Ihr das für Eure asiatischen Kunden? Oder funktionieren neue Farbprodukte automatisch auf jedem Haar?
Wir entwickeln immer global und fangen immer mit den Haarstrukturen an, die wir hier in Europa haben, wobei wir das dann sehr schnell auch auf andere Haarstrukturen ausdehnen. Wir testen grundsätzlich auf Naturhaar und haben unterschiedlichste Haarqualitäten bei uns in Darmstadt, die wirklich verschiedene Ethnizitäten darstellen: von kaukasisch über asiatisch bis zu afroamerikanisch. Es ist nicht so, dass jedes Land seine eigene Nuance bekommt, aber wir sehen, dass unterschiedliche Haarqualitäten unterschiedliche Haarfarben benötigen. Das bedeutet, wir entwickeln schon ein gesamtes Portfolio, von dem sich jedes Land dann einen gewissen Teil rausnimmt. Wenn wir den Strähnchentest hinter uns haben und alle benötigten Zulassungen, die sich von Markt zu Markt unterscheiden, vorliegen, können die Produkte im letzten Schritt auch auf den Köpfen getestet werden. In unseren Darmstadt-Testsalons gibt es dann verschiedene Panels mit unterschiedlichen Haarherkünften. Gleiches gilt auch für unsere Testmärkte in New York und Singapur, wo wir ebenfalls Salons haben, in denen die Farben direkt vor Ort getestet werden können.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke!
*Gegenüber dem vorherigen Koleston Perfect. Gültig für Koleston Perfect mit Pure-Balance-Technologie.
**FÜR PERSONEN, DIE NICHT ALLERGISCH GEGEN HAARFÄRBEMITTEL SIND. Obwohl das Risiko verringert ist, neue Allergien zu entwickeln, bleibt ein Risiko für allergische Reaktionen bestehen, die mitunter schwer ausfallen können. Führen Sie 48 Stunden vor jeder Coloration einen Allergietest durch. Befolgen Sie genau die Sicherheitsanweisungen und informieren Sie sich unter www.wella.com. Wenn Ihre Kundin bereits in der Vergangenheit allergische Reaktionen auf Haarfärbemittel gezeigt hat, sollten Sie nicht Colorieren. ME+ ist in bestimmten Nuancen von Pure Naturals, Rich Naturals, Vibrant Reds, Special Blonde und Deep Browns der Marke Koleston Perfect enthalten.