Im Rahmen des diesjährigen ITVA haben wir Eugene Souleiman, Global Creative Director von Wella Professionals zum Interview getroffen.
Deine Lieblings-Fashion Week, wenn du dich entscheiden müsstest wäre?
Paris. Immer wieder und jederzeit.
Das kam jetzt wie aus der Pistole (lacht). Warum?
Ich denke, Paris ist die Wiege der Mode. Ihre Kultur, die sichtbare Vielfalt der Stadt – hinsichtlich Mode und auch in Bezug auf die Stadt selbst. Die Stadt ist sehr alt und sehr modern zugleich. Für mich sind genau diese Gegensätze sehr inspirierend.
Hast du einen speziellen Trend-Tipp für 2019?
Ich möchte das Haar mehr schneiden, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt, es ist ein Instinkt, dem ich folge. Ich meine damit aber nicht unbedingt Haare abschneiden. Es ist eigentlich eher der Wunsch, das Haar so zu schneiden, dass es zum Lifestyle passt. Es kann länger, kürzer, mit oder ohne Pony sein, es kann ein Männer- oder Frauenhaarschnitt sein – die Person muss sich danach einfach schön fühlen.
Gefällt dir persönlich der Mullet? (die neue Variante des Vokuhilas)
Um ehrlich zu sein, verbindet mich mit dem Mullet eine wirklich bizarre Hassliebe. Ich hasse und liebe ihn zugleich. Manchmal sehe ich es als Herausforderung, Dinge anzugehen, die ich nicht mag. Das spornt meine Kreativität an. Beim Mullet bin ich definitiv am Anfang. Was ich in einem Mullet sehe, ist sein Kontrast – kurz versus lang. Aber nein, ich mag Mullets nicht. Oder doch? Manchmal muss man Dinge tun, die man hasst, um sie zu lieben.
Was war der größte Fehler in deiner Karriere?
Oh da gab es viele. Als ich noch viel jünger war, fühlte ich mich sehr getrieben und kannte die Untertöne und Feinheiten der Kommunikation nicht. Das war ein großer Fehler, glaube ich. Manchmal sollte man nicht sagen, was man eigentlich denkt, sondern lieber auf den passenden Moment warten. Dann kommt die Botschaft auch richtig an und ist nicht so offensiv. Ich habe mittlerweile gelernt, meine Meinung auf eine nettere Art zu kommunizieren.
Es sieht so aus, als ob du ständig unterwegs und nie zuhause bist. Wie funktioniert bei deinem Job eine Work-Life Balance?
Ich liebe meinen Beruf. Aber ich liebe auch Musik, ich schaue gern Menschen an, ich mag Architektur, Kunst, Möbeldesign, Kochen. Für mich ist es schwierig, zu differenzieren: Ich weiß nicht, wo mein Job aufhört oder wo mein Leben beginnt. Es ist irgendwie dasselbe. Ich verbinde stets Dinge miteinander, die für andere sehr unterschiedlich sind. Für mich haben Kochen und Friseursein zum Beispiel Vieles gemein. Man hat seine Zutaten, man macht seine Vorbereitungen, man hat seine Methoden, man hat das Ergebnis und man präsentiert es dann. Das System ist sehr ähnlich.
Du arbeitest jetzt schon sehr lange mit Wella zusammen. Was ist das Besondere an der Marke für dich?
Mir gefällt, dass ich das Gefühl habe, Teil einer Institution zu sein, obwohl ich eigentlich gar keine sehr institutionalisierte Person bin, denn ich brauche ganz viel Freiheit. Wella gibt mir dieses Gefühl der Freiheit – bei dem, was ich tue oder was wir gemeinsam tun. Außerdem finde ich, dass es die beste Farbe der Welt ist – hinsichtlich der Qualität. Nichts kommt gegen Wella an. Zusätzlich fühle ich mich in meiner Arbeit und als Person unterstützt und wertgeschätzt. Normalerweise läuft das nämlich anders. Als Session Hairstylist wirst du üblicherweise einfach angeheuert, so nach dem Motto: Ok, wir nehmen dich, kriegen ein bisschen PR von dir und das ist alles. Bei mir ist es anders. Ich stehe in engem Kontakt mit den Forschern, mit dem Kreativ- Department. Wir führen interessante Gespräche darüber, wie wir die Dinge vorantreiben können. Ich mag es, dass man mir zuhört. Normalerweise hören die Menschen nicht zu. Ich habe ja auch schon für andere Marken gearbeitet – aber die Dynamik mit Wella ist eine ganz besondere. Und offensichtlich funktioniert das Ganze sehr gut, denn wir arbeiten schon seit 9 Jahren zusammen.