29 March 2024

Friseurgespräche – Estetica trifft Max Höhn aus Berlin

Ein motivierendes Gespräch darüber, das richtige Team und den richtigen Ton zu finden, den Salon zur Marke zu machen und wann eine Schere tanzt.

In Berlin ist Max Höhn, Schauspieler, Buchautor „Der Astrofriseur“ und Haar-Profi, kein Unbekannter. Sein Salon Max Höhn Friseure im Stadtteil Mitte ist ein begehrter Anlaufpunkt für die Berliner Medien- und Kulturszene. Auf die Frage, wie er es geschafft hat, seinen Salon zur Marke, also unverwechselbar zu machen, meint er: „Tatsächlich hat das mit meinem nach wie vor individuellen Weg zu tun. Dazu gehört natürlich mein Buch „Der Astrofriseur“ ebenso wie meine Vergangenheit als Schauspieler, mein Leben als Coach und natürlich, dass ich im Salon meine Leidenschaft lebe. Ich genieße nach wie vor, die Ruhe die mir der Salonalltag bietet.“  Begonnen hat alles mit einer abgeschlossenen Friseurlehre. Später fuhr er als noch junger Schauspieler in den Theaterferien regelmäßig ins Ausland um dort Haare zu schneiden. Vor 16 Jahren beschloss er, seine Schauspielkarriere gegen Kamm und Schere einzutauschen.

MEDIENKENNER

Was seiner Karriere als Friseur außerdem zugute kam: In Berlin-Mitte, dort wo sich der Salon Max Höhn Friseure befindet, wohnten schon damals sehr viele Medienleute. „Eines Tages kam die Deutsche Filmakademie auf mich zu und fragte mich als Stylist für den Deutschen Filmpreis an.” Die Kooperation dauerte fünf Jahre mit der Folge: Seine Bekanntheit wuchs und wuchs. Heute arbeitet Max für viele Top-Schauspieler, die in Babelsberg drehen und stylt deren Haare. Max arbeitet mit der US-Haarmarke Joico, die er Anfang der 90er in L.A. kennenlernte. Auch das ist ein großer Vorteil, denn viele amerikanische Schauspieler sind auch daheim bekennende Joico Kunden. 

TEAMFINDUNG

„Welche Rolle spielt dein Salonteam und wie findest du die Menschen, die zu dir und deinem Laden passen?“ wollen wir wissen. Mitarbeitersuche war von Anfang an Thema. Denn jeder Chef ist ja von den Menschen mit denen er zusammen arbeitet, ein großes Stück weit abhängig. Man arbeitet Hand in Hand. Man hat Abläufe und Vertrauen in die Menschen, mit denen man während der Woche mehr Zeit verbringt als mit seinem Partner. „Für mich ist ein harmonisches Miteinander, dem Anderen als kreatives Individuum respektvoll auf Augenhöhe zu begegnen das Wichtigste. Eine faire Bezahlung ist genau so wichtig. Wir arbeiten, seit über zehn Jahren eng mit einem Coach zusammen, den jeder im Team – wenn es Themen gibt – auch nutzen kann.”

Wofür dieser Coach da ist? Es gibt immer mal wieder Emotionserbsen, die meist aus Missverständnissen entstehen. Der eine sagt etwas, der andere bekommt das Gesagte in den falschen Hals und schon hat man ein „Thema“. Durch die Sicherheit, hier Hilfe in Anspruch nehmen zu können, lassen sich Konflikte im Vorfeld oft selbständig regeln. Manchmal fällt es schwer, damit klarzukommen, dass ein Kunde, den man lange begleitet hat, plötzlich nicht mehr kommt. Die einen lassen das nicht so an sich ran,  für die anderen ist es gut, darüber zu reden oder in die Ursachenforschung zu gehen. Tragisch ist es dann, wenn ein Kunde gestorben ist. Auch damit müssen Friseure klarkommen, meint Max. “Denn mal ehrlich, mit solchen Themen werden wir alle konfrontiert und wenn das Team-Meeting nicht reicht, ist es gut, mit einer neutralen Person darüber zu reden zu können.”

Hast du selbst Themen, die du mit dem Coach besprichst, wollen wir wissen? „Ja ganz klar. Das Leben wird einfacher, wenn man nicht alles mit sich allein versucht klar zu machen oder auszuhalten.“ Als wir ihn nach dem schwierigsten, zeitaufreibendsten Thema befragen, das er je mit seinem Coach besprochen hat, muss Max erst einmal ausholen. Seit vielen Jahren versucht er, wenn ein Mitarbeiter den Laden verlässt und sich verändern will, eine faire Lösung hinzubekommen. “Wenn jemand viele Jahre für mich gearbeitet hat, dann ist es doch klar, das er zu einigen unserer Kunden ein engeres Verhältnis aufgebaut hat. Also setze ich mich mit dem ausscheidenden Mitarbeiter hin, wir gehen die Kunden durch und finden gemeinsam eine Regelung, mit der wir beide gut weiter existieren können. Dadurch, dass nichts hinten herum stattfindet haben wir beide später nicht diesen peinlichen Moment, wenn man sich irgendwo begegnet und sich nicht mehr in die Augen sehen kann.” 

Würdest du sagen, dass dieser Weg der Fairste ist? Ganz bestimmt“. Er ist der Meinung, dass eine Kündigung für jede Seite fair ablaufen kann. Denn was nützt einem ein Stammkunde, der sich auf die Suche nach einem neuen Friseur macht, obwohl er sich eigentlich dem sich verändernden Friseur verbunden fühlt? Ein offener, ehrlicher Dialog mit respektvollem Handeln von beiden Seiten ist besser als jede Geschichte, mit der dann ja letztlich beide weiter leben müssen, findet Max.

Max Höhn ist ein Teamplayer – schon immer gewesen. „Ich finde es toll, mit Menschen zusammen etwas aufzubauen. Ich arbeite momentan mit einem handverlesenen Team, das meine Sprache spricht, emotional und beim Arbeiten. Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter einen kunsthandwerklichen Ansatz haben. Lust haben, richtige Looks zu arbeiten, die zum Menschen passen…“ Wie man ein solches handverlesenes Team findet? Ganz klassisch, durch Inserate und er erzählt allen, wenn er ein neues Team-Mitglied sucht. 

FRISEUR & SOCIAL MEDIA  

Social Media ist übrigens nicht wirklich sein Metier, auch wenn immer wieder gepredigt wird, wie wichtig Facebook, Instagram & Co. seien. „Ich bin gerade 50 geworden und interessiere mich einfach nicht dafür. Ich lese lieber ein gutes Buch, schaue Filme oder gehe in Ausstellungen und ins Theater. Hier finde ich die Inspiration für meine Arbeit. Facebook nutze ich privat, meistens um in Kontakt zu bleiben und mitunter meine politische Meinung kund zu tun.“ Was Social Media für seinen Salon angeht, so macht der Wahl-Berliner deutlich, dass seine Kunden (viele davon stehen in der Öffentlichkeit) in seinem Laden einen geschützten Raum finden und dies sehr schätzen. Privatsphäre, ist mir sehr wichtig und ich mag meine sichere kleine Oase mitten in Mitte. Für einen neuen Look, mit dem man sich nicht nur kurzzeitig wohlfühlt, braucht es Zeit und Intimität.“ 

DER ASTROFRISEUR

Kommen wir zurück zu seinem Buch, „Der Astrofriseur“, das er vor acht Jahren veröffentlichte. Wir wollen wissen, ob der Astrofriseur noch heute eine Rolle in seinem Leben spielt. Aber ja! Die Astrologie sei seit 30 Jahren Teil seiner Handschrift, verrät Max. „Das Sternzeichen gehört für mich zur Persönlichkeit dazu. Es fällt mir leichter jemanden einzuschätzen, gerade wenn es der erste Termin bei mir ist.“ Das Buch verkauft er auch im Laden – natürlich mit Widmung. Eine feine Idee in Verbindung mit einem Gutschein.

BERLIN-LIEBE

Wünscht er sich nicht manchmal ein ruhigeres Leben, fernab der quirligen Hauptstadt? fragen wir ihn. Nein, er lebe gern in der Stadt, auf dem Land sei er auf lange Sicht nicht glücklich. Er brauche die Inspiration, die ihm Berlin gibt, nicht nur für seinen Job, aber natürlich auch für neue Looks, Schnitte und neue Farbtrends. 

DAUERTREND  

Apropos Trends: Wenn man Max Höhn danach fragt, was in seinem Salon derzeit am meisten nachgefragt wird, so kommt er nicht mit Trends wie Pony oder Balayage. „Die Kunden kommen zu mir, weil sie einen Schnitt wollen, der von selbst fällt. Mein Dauertrend lautet also: einen guten Cut hinzulegen! Mein damaliger Chef sagte schon vor 30 Jahren zu mir, dass ein guter Haarschnitt von selbst fallen muss – auch nach einem Tag am Strand mit Salz und Wind in den Haaren! Schnitt und Proportionen müssen stimmen. Deshalb kommen die Leute zu uns in den Laden.“ Wenn man also einen richtig guten Schnitt will, der mitwächst und auch ohne großen Stylingaufwand klasse aussieht, dann geht man zu „Max Höhn Friseure“. 

SCHERENTANZ

Was ihn heute an seinem Friseurdasein begeistert, ist die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der er aufgrund seiner Erfahrung Schnitte kreiert. „Das ist wie ein Tanz zwischen Schere, meinem Kopf und den Haaren des Kunden.“ Ein Herrenhaarschnitt kostet 80 Euro, die Damen liegen bei ihren ersten Terminen bei 130 Euro. „Wenn ich das Haar des Kunden verstanden habe, gibt es einen Treuepreis“, fügt er hinzu. Kunden, die ausgefallene Haarfarben lieben, verirren sich selten in die Schröderstr. 10. Hier wird die Coloration so natürlich kreiert, dass sie mit der Naturhaarfarbe harmoniert. Eine Klasse für sich. 

 

Fotocredit: Mathias Botor

Weitere Informationen unter: maxhoehn.de

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