Männergespräche: Wie man sie führt und was Männer im Salon wollen. Markus Salm gibt Tipps fürs Männerfach:




Im Haus Salm in Bonn, wo sich der Salon über mehrere Ebenen erstreckt, hat Markus einen extra Bereich als reines Männerrefugium abgetrennt. Er arbeitet seit einem Jahr mit der Marke STMNT. Der Male Grooming Experte weiß, wie man den Mann als Salonkunden anspricht und was dieser erwartet. Großen Wert legt er deshalb neben dem perfekten Schnitt auf die Beratung, aber auch auf Kopfhautdiagnose, eine Haarwäsche, die IMMER mit einer speziellen Kopfhautmassage einher geht und Styling. Die Kopfhautmassage kommt super an, meint Markus. Und kein Kunde geht aus dem Salon, ohne diese überaus entspannende Dienstleistung. Für Beratung, Waschen, Schnitt und Styling innerhalb von 30 Minuten verlangt der Salon 45-50 Euro. Ein Business, das sich lohnt, wenn man sich auf Männer als Hauptzielgruppe spezialisiert.
Übrigens gibt es ein paar No-goes, die Markus in seiner Kommunikation befolgt. Da wäre zum einen das Wort „Herren“. Seine Kunden sind Männer, sein Salon ist ein Männersalon und eben kein Herrensalon. Zum anderen ist das Wort Färben in Kombination mit einem Mann als Kunden eher nicht empfehlenswert. Markus bevorzugt das Wort Blending. Man merkt, dass man bereits im ersten Gespräch mit der Zielgruppe Mann durchaus punkten kann – oder eben nicht. Der Erfolg mit diesem Konzept scheint ihm recht zu geben: Eines der gefragtesten Angebote im Bonner Markus Salm Salon ist der Blending Service. Dieser macht heute bereits 33% seiner Salonbuchungen aus. Übrigens sind auch die Männer heute fordernder, wenn es um eine gute Dienstleistung geht.
Estetica hat bei Markus während des Schwarzkopf Professional Events auf Mallorca nachgehakt, um noch mehr Tipps aus ihm herauszulocken:
Markus, für dich gibt es also eine besondere Kommunikation, die du bei deinen ausschließlich männlichen Kunden anwendest?
Ja, die Sprache ist der entscheidende Faktor. Wie gehe ich mit einem Mann um? Direkter, klarer und auch dementsprechend Informationen sammeln mit gezielten Fragen. Nur so kann die Beratung erfolgreich sein.
Warum straffst du deine Behandlungszeiten im Schnitt auf 30 Minuten?
Zum einen brauche ich für einen guten Haarschnitt nicht länger als 20 Minuten und dann ist da natürlich auch der wirtschaftliche Aspekt, sodass meine Kalkulation stimmt.
Schneidest du ausschließlich per Schere?
Grundsätzlich ja. Ich habe auch einige Maschinenhaarschnitte dabei, aber nicht viele.

Findest du, dass ein Friseur, wenn er nicht gern Männerhaarschnitte macht, diese dann gar nicht anbieten sollte?
Generell finde ich schon, dass ein Mann auf das Serviceangebot eines jeden guten Salons gehört. Allerdings muss das Konzept stimmen. Wenn du wie in den 80ern oder 90ern den Mann mal eben nebenbei machst, dann kann man es auch direkt lassen. Die Salons, die wir bisher mit STMNT geschult haben, haben immer eine(n) Angestellte(n) dabei, die Männer liebend gerne machen.
Hast du außerhalb von Bonn auch Kunden, die zu dir kommen?
Ja, von weither sogar – und alle Altersschichten, jung, alt…
Du sprichst vorher über die Produkte und nicht nachdem er seinen Hairstyle bekommen hat?
Ich frage erst einmal das Bedürfnis beim Mann ab. Ich mache die Beratung über eine Frisur. Dann frage ich ihn, ob er daheim ein Produkt verwendet. Denn wenn er keins verwendet, dann kann er auch nicht so aussehen, wie auf dem Foto, das er als Inspiration hat. Männer ticken sehr visuell. Und ich sage ihnen auch, dass sie, wenn sie nichts ins Haar tun, auch nicht so aussehen, wie sie aussehen wollen. Ich kann ihnen zwar die Struktur schneiden, aber definieren muss er sein Haar per Styling daheim. Also ja, ich gehe über die Fragen zu Beginn direkt in den Verkauf – und BEVOR ich die Schere in die Hand nehme.



Fotocredit: @victor.dubiel

Und Bärte?
Ja klar, machen wir auch. Da ist das Szenario natürlich größer und der Preis entsprechend höher. Wir haben auch Kunden, die direkt eine ganze Stunde buchen mit Bart, Frisur, Waxing für Nase und Ohren… Dafür haben wir extra Pakete.
Lass uns doch nochmal auf Männer und Herren zu sprechen kommen.
Männer und Herren, ja. Man sagt ja auch nicht Damen, sondern Frauen. Für mich ist das Wort Herren verweichlicht. Männer sind Männer. So steht es auch bei uns in der Preisliste. Und für mich ist es auch kein Herrenfriseur, sondern ein Männerfriseur, zu dem ich als Mann gehe. Damen und Herren – diese Begriffe sind für mich einfach altbacken.
Bringen deine Kunden auch Fotos mit, um dir zu zeigen, welchen Look sie gerne hätten?
Ja klar, die jüngeren auf jeden Fall. Sie wissen, was sie wollen. Aber wir haben auch Mappen bei uns im Salon, für jeden Bereich, jede Struktur, jede Länge und auch jede Kundenschicht. Wir haben auch eine Bartmappe und auch eine, wenn es um das Thema Grauabdeckung und Blending geht. Das sind unsere eigenen Mappen, die wir vom Salon her selbst gemacht haben.
Findest du, Männer sind verweichlichter heute?
Also der Wert, den Männer auf ihr Äußeres legen, ist auf jeden Fall gestiegen. Verweichlicht würde ich überhaupt nicht sagen. Im Gegenteil. Ich glaube, der Mann heute weiß ganz genau, was er will!
Eventfotos: Giovanni Mafrici