Jeden Tag muss sich der Körper eines Friseurs wahren Herausforderungen stellen: die Bewahrung der eigenen Körperhaltung. Denn durch die Tätigkeit im Salon entstehen mit der Zeit so einige Belastungen. 5 Tipps gegen Beschwerden:
Hohes Arbeitstempo, viele Stunden auf den Beinen, unbequeme Positionen – all das sind Faktoren, die das körperliche Wohlbefinden beeinträchtigen und auf Dauer zu kleinen oder großen Beschwerden führen können.

„Bei Berufstätigen, die viele Stunden im Stehen verbringen und halbstatische Körperhaltungen einnehmen, wie zum Beispiel Friseure, ist das Risiko einer Störung bzw. Überlastung sehr hoch“, erklärt Mattia Roppolo, Osteopath, Kinesiologe und Trailrunner, der in Turin bei Studio Flow arbeitet. „Durch die Verbindung mit Stehen, geneigten Körperhaltungen und erhobenen Armen wird das gesamte Haltungsmuster auf wichtige Weise verändert, was zu Ungleichgewichten führt, die Schmerzen und Entzündungen hervorrufen können. Die Schmerzen, die ich am häufigsten diagnostiziere, kommen von Hexenschuss und Lumbosciatica, Lymph- und Kreislaufstauungen in den unteren Gliedmaßen, Nackenschmerzen und Ausstrahlungen in die oberen Gliedmaßen aufgrund der ständigen Arbeit mit einem Haartrockner und anderen Geräten.“

Können wiederholte Gesten, wie sie im Friseurberuf erforderlich sind, die Körperhaltung in irgendeiner Weise beeinflussen? Wenn ja, auf welche kritischen Punkte ist zu achten?
Wiederholte Gesten sind fast immer die Grundlage für Überlastungsprobleme. So wie ein Sportler auf seinen Körper achten muss, um Verletzungen und Leistungseinbußen zu vermeiden, muss sich ein Friseur genauso verhalten. Das mit wiederholten Gesten verbundene Problem ist ganz einfach: Jede Bewegung ist eine kleine Belastung für unseren Körper und unser Gewebe. Mit der richtigen Erholungszeit überwinden diese Gewebe den Schaden schnell. Lässt die Reihe wiederholter Belastungen im Laufe der Zeit das Gewebe jedoch nicht erholen und regenerieren, kommt es zu einem Überlastungsprozess, der eine Entzündung zur Folge hat.
Es ist ratsam, bei wiederholten Arbeiten auf die Position der Schultern und des Nackens zu achten und eine Position beizubehalten, die eine übermäßige Überlastung der Trapezmuskeln, der Nackenmuskulatur sowie der Hand- und Ellenbogengelenke zulässt. Es ist außerdem wichtig, auf eine korrekte Atmung zu achten, die durch den Zwerchfellmuskel dabei hilft, eine bessere Haltung der Wirbelsäule und der Schultern beizubehalten.
Der beste Rat, den ich geben kann, ist, eine eigene kleine Routine aus Dehn- und Gelenkbeweglichkeitsübungen zu erstellen (siehe unten die 5 Tipps), die man so oft wie möglich durchführt. Schon 2-3 Minuten am Stück reichen aus, wenn man es mehrmals täglich wiederholt.
Was können Sie uns über die Gelenke sagen?
Die Arbeit des Friseurs stellt die Skelett- und Gelenkstruktur auf eine harte Probe. Die Gelenke sind besonders überlastete Strukturen, insbesondere wenn man an Handgelenke, Ellenbogen und Schultern denkt, die direkt, repetitiv und schnell beansprucht werden. Diese Bewegungen wirken auf den knorpeligen Anteil der Gelenke, der sich durch direkte Abnutzung entzünden kann. Aber ein Gelenk, das Knorpel verliert, erhöht seine Reibung, was zu einem ausgeprägteren degenerativen Prozess führt.
Um die Gelenke zu schonen, ist eine ausreichende Muskelstruktur wichtig, die ermöglicht, auch schnelle und sich wiederholende Gesten mit möglichst geringer Belastung auszuführen.
Können Temperaturspitzen, ob heiß oder kalt, ein erschwerender Faktor sein?
Temperaturschwankungen können zu einem erschwerenden Umstand werden, insbesondere wenn wir an die Anspannung unserer Muskelgruppen denken. Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen können die Elastizität der Bänder verringern, die sich um die Muskeln und alle anderen Gewebe unseres Körpers wickeln. Dies kann eine zusätzliche Belastung darstellen, die der Körper bewältigen muss, um seine Homöostase, also die Fähigkeit, sich durch innere Schwankungen an äußere Reize anzupassen, kontinuierlich zu regulieren.
Was sind Ihre 5 Tipps für den Umgang mit einem solchen Beruf unter dem Gesichtspunkt der Haltungsgesundheit?

Folgende Ratschläge kann ich geben:
- Behalten Sie die richtige Haltung bei, ausgehend von der ausgewogenen Belastung der unteren Gliedmaßen.
- Achten Sie gut auf den Bauch und stellen Sie sicher, dass er uns durch seine kontinuierliche Aktivierung eine gute Stabilität und eine optimale Kraftentladung gewährleistet.
- Versuchen Sie, Ihre Schultern mithilfe einer guten Zwerchfellatmung entspannt zu halten (Bauch und Brust aufblasen, dabei die Schultern so wenig wie möglich beanspruchen).
- Ändern Sie nach Möglichkeit die Position der Beine oder machen Sie einen kurzen Spaziergang, um das Anschwellen der Füße und Knöchel am Ende des Tages zu begrenzen.
- Führen Sie in den Pausen kleine Drehungen mit dem Kopf aus, lockern Sie die Schultern und führen Sie kleine Bewegungen des hinteren und vorderen Beckenbereichs aus, um den Rücken und das Iliosakralgelenk zu entspannen. Diese kurze Routine, die weniger als 2 Minuten dauert und mehrmals am Tag wiederholt wird, begrenzt Schäden und Überlastungen aufgrund einer schlechten Körperhaltung.
Und schließlich ist eine gute osteopathische Behandlung zur Vorbeugung definitiv ein Allheilmittel!