Interview mit Friseur Klaus Laschinski mitten in der Wiedereröffnungsphase der Friseursalons
Es hat ein paar Anläufe gebraucht, bis wir Klaus Laschinski, Mitinhaber von Tom’s Cut, ans Telefon bekommen. Der Grund liegt auf der Hand: Jede Menge Vorbereitungen als Anpassung auf die neuen Hygiene- und Abstandsvorschriften sind im Salon zu treffen. Es wird gewerkelt und gemessen, bestellt und geplant… Wie ist der aktuelle Stand? Estetica hat nachgefragt.
Klaus, wie habt Ihr Euren Salon auf die Wiedereröffnung am 4. Mai vorbereitet?
Ganz klassisch, wenn man das überhaupt so nennen kann: Wir haben Desinfektionsmittel im Spender für jeden Bedienplatz und einen am Eingang, dazu Sensorspender fürs WC. Außerdem Einwegumhänge und -handschuhe, Masken, Plexiglasscheiben für den Kassenbereich und Bodenmarkierungen…Wir sind Handwerker und haben so Einiges in Eigenregie kreiert. Beim Abkleben müssen wir nochmal schauen – wir wollen auch, dass das irgendwie optisch passt. Vielleicht sperren wir die restlichen Sitze mit Ketten ab, das passt eher in unser Ambiente.
Eines der großen Themen sind die Einmalumhänge. Wie habt ihr das Problem gelöst?
Ja, das ist ein großes Programm. Allein der irre Müll, den die ganzen Umhänge, Handschuhe und Masken produzieren! Wahrscheinlich werden wir kombinieren und unsere normalen Umhänge dann auf 60 Grad waschen. Wir haben noch ein paar normale Umhänge dazu geordert.
Thema Mundschutz: Habt Ihr vorab mal getestet, mit welcher Mundschutzvariante sich am besten arbeiten lässt?
Wir haben verschiedene Varianten da, selbst genähten Mund-Nasenschutz, dann den klassischen, den wir bestellt haben und dazu fünf FFP Masken. Schauen wir mal, wie es sich arbeiten lässt. Das zeigt sich im Einsatz im Salon. Wenn es richtig warm draußen ist plus Föhnwärme – das wird sicher anstrengend. Was die Kunden betrifft: Diese bitten wir, ihren Mundschutz selbst mitzubringen und wenn sie ihr Haar färben lassen, dann am besten zwei. Schneiden wir einen Pony, so verwenden wir einen Gesichtsschutz, damit die Haare nicht in die Maske fallen.
Wie schaut es mit Schichtdienst und neuen Öffnungszeiten aus?
Wir haben inklusive unserem Auszubildenden neun Mitarbeiter auf ca. 70 qm, da bleibt es nicht aus, bei dem Ansturm zunächst im Schichtdienst zu arbeiten, bis alles wieder normal läuft. Unsere neuen Öffnungszeiten sind Mo-Fr von 7-21 Uhr und Samstag von 7-14 Uhr. Bei der Schichtübergabe haben wir eine Stunde Puffer eingebaut. Die Koordinierung lief reibungslos, wir haben ein fantastisches Team. Viele sind auf Kurzarbeit und wollen raus, einfach nur arbeiten!
Um die neuen Regelungen umzusetzen, braucht es mehr Zeit und auch mehr Geld. Schlagt Ihr auf?
Wir haben uns für einen Corona-Aufschlag von 5 Euro pro Kopf entschieden. Man muss ja als Salon den zeitlichen Mehraufwand, die Desinfektion und ja, den geringeren Kundenstrom aufgrund der neuen Regelungen einrechnen. Den Aufschlag von 5 Euro haben wir auf Facebook kommuniziert, wir werden ihn auch in unseren Aushängen erwähnen und natürlich sagen wir es jedem Kunden bei telefonischer Terminbuchung direkt dazu. Bis jetzt hat sich jeder Kunde verständnisvoll gezeigt. Das ist natürlich toll! Da Trockenhaarschnitte verboten sind, müssen wir jedes Haar vor dem Schneiden und Färben waschen. Im Herrenbereich ist das natürlich nicht so toll, diese Schnitte brauchen jetzt mehr Zeit – eben durchs Waschen. Und das muss der Kunde auch zahlen.
Habt Ihr Euer Angebot umgeschrieben und z.B. neue Treatments oder Kurzbehandlungen aufgenommen?
Nein, in dieser Hinsicht haben wir nichts geändert. Ich denke, das ergibt sich. Der Produktverkauf wird sich wahrscheinlich steigern, da unsere Kunden ja ein paar Wochen verzichten mussten.
Wie schaut es mit den Buchungen aus?
Der Mai ist voll und wir sind bis in den Juni gebucht. Allein vorgestern haben wir innerhalb von 6 Stunden 300 Anrufe gehabt. Natürlich müssen wir schauen, dass wir die Termine zeitlich gut planen. Wir haben erst dann angefangen, Termine zu vergeben, als die neuen Regeln feststanden. Diejenigen Kunden, die im Mai schon im Kalender standen, behalten ihren Termin und ansonsten haben wir hin- und hergeschoben, so dass es jetzt passt. Kommen jetzt aber neue Regelungen dazu – was wir nicht hoffen – dann können wir mit der Planung wieder von vorn beginnen.
Was macht Ihr mit den Kunden, die sich zuhause allein verschönern wollten und dann „verfärbt“ haben?
(lacht). Das kommt darauf an, wie groß der Schaden ist. Das schauen wir uns an, färben um und danach berechnen wir dann die Kosten. In einigen Fällen wird es sicher nicht billig.
Der Friseurbesuch lebt ja von Zwischenmenschlichem. Befürchtest du, dass das bei all den Auflagen verloren geht?
Oh, ich denke, dass die Kunden nach wie vor Redebedarf haben und wir haben wie immer ein offenes Ohr für sie. Die Frage: „Wohin geht’s dieses Jahr in den Urlaub?“ erübrigt sich ja, deshalb wird das große Thema Corona sein, das haben wir schon am Telefon bei den Terminbuchungen gemerkt. Jeder Kunde hat da ganz viel zu erzählen. Aber ja, wir lieben unseren Job und die Gefühle unserer Kunden sind uns einfach wichtig. Wir werden das Beste daraus machen, damit unsere Kunden den Salon auch unter diesen speziellen Umständen glücklich verlassen!
Und abschließend: Welchen Rat hast du für deine Friseurkollegen?
Es ist eine besondere Zeit, da müssen wir einfach positiv bleiben. Wir Friseure haben den Vorteil, dass wir für unseren Job eigentlich nur einen Kamm und eine Schere brauchen und dann loslegen können. Ich finde, die Gastronomie trifft es bei weitem härter.
Vielen Dank für dieses erfrischende und vor allem motivierende Gespräch, lieber Klaus und viel Erfolg!
Mehr Informationen gibt es hier: toms-cut.de