21 June 2025

Michaeline DeJoria – diese Frau weiß, wie man führt

„Ich bin der Kopf des Oktopus“, sagt Michaeline DeJoria über ihre Aufgaben in dem global agierenden Haarkosmetik-Unternehmen John Paul Mitchell Systems.

Michaeline DeJoria
PHOTOGRAPHER: Robb Gordon HAIR: Casey Gore MAKEUP: Angelina Panelli

Die CEO von Paul Mitchell ist schon als Kind durch die Abteilungen gelaufen, hat bei kleineren Jobs geholfen, viele Fragen gestellt und ihre Leidenschaft für die Friseurbranche entdeckt. Ist ihr Vater doch Mitgründer des Unternehmens. Auch heute noch, als Geschäftsführerin, stellt sie viele Fragen: Wo sieht sie die Marke Paul Mitchell in zwanzig Jahren? Was interessiert Kundinnen und Kunden heute im Bereich Hair Care? Was muss ein Unternehmen dieser Größe erfüllen, um bei einem kritischen, gesättigten und aufgeklärten Publikum „Credibility“ zu bewahren?

1980 traten ihr Vater John Paul DeJoria und sein Geschäftspartner Paul Mitchell an, um mit ihrer jungen neuen Marke das Friseurbusiness auf den Kopf zu stellen: als ein Pionier tierversuchsfreier Produkte, als Vorreiter nachhaltiger Rohstoffgewinnung und Verfechter des Schutzes unserer Tier- und Umwelt. Michaeline treibt vor allem den digitalen Wandel voran, geht neue Wege in der Kommunikation und richtet Paul Mitchell zukunftsorientiert an immer neu entstehenden Anforderungen aus. Immer im Blick – die Friseure, ohne die es Paul Mitchell nicht gäbe und die Privatkunden, die ebenso Teil der erfolgreichen Gleichung „Herz + Kopf = Paul Mitchell“ sind. In einem Interview mit dem Friseur-Fachmagazin TOP HAIR International sprach Michaeline DeJoria über Job, Zukunft und Familie.

Wenn wir Interviews mit CEOs führen, dann meist mit Männern. Frauen sind in diesen Positionen rar. Wie ist das in Amerika?

Es ist dasselbe. Man sieht zwar immer mehr Frauen in Leitungspositionen oder als Gründerinnen, was cool ist, aber das Business ist immer noch männlich dominiert.

Du bist eine Frau, du bist die Tochter des Gründers, du bist jung und eine Mutter – da gibt es viele Stereotypen, und es fühlt sich an, als müsste man zehnmal mehr tun. Also war es mehr eine Bürde, „eine DeJoria“ zu sein?

Nein, keine Bürde, eher eine gute Motivation. Ich weiß, dass ich gut bin in dem, was ich tue. Aber zu wissen, dass mein Nachname DeJoria ist und die Leute entsprechende Erwartung haben, hat mich motiviert, so viel härter zu arbeiten. Ich nahm mir die Zeit, erst sehr lange mit Menschen zusammenzuarbeiten, bevor ich eine Führungskraft wurde. Und ich habe Zeit in jeder einzelnen Abteilung von John Paul Mitchell Systems (kurz: JPMS™) verbracht.

Die Fußstapfen Ihres Vaters sind groß.

In die Fußstapfen meines Vaters zu treten, habe ich nie versucht. Ich möchte keine andere Person nachahmen, das würde sich nicht authentisch anfühlen. Ich hatte wirklich Glück, einen Mentor zu haben wie John Paul, ein unglaublicher Geschäftsmann, ethisch und großartig im Umgang mit den Menschen und dem Planeten. Aber ich gehe die Dinge auf meine Weise an.

Michaeline DeJoria
John Paul und Michaeline DeJoria

Was zeichnet dann Ihren Führungsstil aus?

Transparenz und Zusammenarbeit. Es gibt keine Hierarchie, wenn es um Ideen oder den Austausch von Informationen geht. Wir arbeiten alle auf allen Ebenen zusammen, jeder darf und soll sich beteiligen und Hand anlegen. Und ich brauche das, weil ich die anderen Perspektiven sehen muss. Transparenz ist wichtig, weil sie Vertrauen schafft. Ich sage nicht, dass Dinge großartig sind, wenn sie herausfordernd sind. Oder dass sie eine Herausforderung sind, nur um zu motivieren. Wir haben ein unglaublich starkes Team, auf das ich sehr, sehr stolz bin. Eine Führungskraft sollte jedem mit dem gleichen Maß an Respekt und Würde begegnen.

Welche Vision haben Sie fürs Unternehmen?

Der Schlüssel wird sein, zu bleiben, wer wir sind, als Marke und im Engagement für den Planeten, die Menschen, die Produkte. Aber ich sehe JPMS™ auch als Pionier in Sachen Innovation und bei der Suche nach neuen Wegen, Verbraucher anzusprechen. Die junge Generation zu erreichen, an Orten, wo wir sie noch nie erreicht haben. Es ist wichtig, dass wir unser Kernzielgruppe behalten, indem wir unsere Werte pflegen, aber auch neue Zielgruppen zu erschließen. Wir möchten mehr Produkte haben, schnellere Produkte, mehr Selling Points, wir möchten wachsen, Dinge ausprobieren. Unsere Launch- und Marketing-Kalender für dieses Jahr und die nächsten drei Jahre sind bereits voller als alle Kalender, die wir je hatten.

Welches ist Ihr Lieblingsprodukt?

Im Moment ist es die Tea Tree Special Detox-Linie: das Kopfhautpeeling und dann die Kombucha-Spülung. Die Kopfhaut fühlt sich so sauber und entgiftet an. Diese Linie, ebenso wie Clean Beauty Scalp, sind zwei meiner Lieblingskinder, weil uns diese Produktkategorie gefehlt hat. Nicht jeder Mensch hat Haare, aber jeder hat eine Kopfhaut.

Was raten Sie als Michaeline DeJoria jungen, ambitionierten Frauen, die Karriere machen möchten?

Sei authentisch, sei du selbst. Es gibt dieses unausgesprochene Gefühl, sich anpassen oder etwas anderes sein zu müssen, eine Rolle spielen zu müssen, um erfolgreich zu sein. Tu das nicht, versuche nicht, etwas zu sein, was du nicht bist. Ich sehe Frauen, die versuchen, sich zu beweisen und dann wirklich aggressiv werden können, oder sich passiv „vorbeiquetschen“, um leichter befördert zu werden. Das sind Fallen, weil du nicht authentisch bist. Es gibt dir so viel mehr Kraft, authentisch zu sein, statt jemanden nachzuahmen.

Wo ist Ihr „Happy Place“, an dem Sie Ihre Energie finden und auftanken können?

Zu Hause. Wenn ich, mein Mann und alle drei Kinder einfach zur gleichen Zeit zu Hause sind. Dann bin ich ruhig und lade auf, das ist definitiv mein „Happy Place“. Klingt seltsam, weil es der stressigste Ort ist, wenn du mit allen drei Kindern und deinem Mann zu Hause bist. Aber hier entspannt meine Seele, weil ich weiß, dass alle da und okay sind.

Fotos: Robb Gordon & Joe Schmelzer
Text: Interview im Original von Aletta Helsper & Nicoletta Zitarosa für TOP HAIR International

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